Prompt Engineer Jobs Schweiz: Karriere der Zukunft oder Hype?
- 14.05.2025

Generative Künstliche Intelligenz (KI) wie ChatGPT, Gemini, Claude und Midjourney hat die Tech-Welt im Sturm erobert und hält Einzug in immer mehr Branchen. Doch um das volle Potenzial dieser leistungsstarken Modelle auszuschöpfen, braucht es eine effektive Kommunikation – eine Art "Übersetzung" menschlicher Absichten in Anweisungen, die die KI versteht und optimal umsetzt. Genau hier setzt das Prompt Engineering an. Es beschreibt die Kunst und Wissenschaft, präzise und wirkungsvolle Eingabeaufforderungen (Prompts) zu gestalten. Mit dem Aufkommen der Technologie entstand auch der Hype um den "Prompt Engineer" als neuen Trendberuf. Doch wie sieht die Realität auf dem Schweizer Arbeitsmarkt im Mai 2025 aus? Ist der Prompt Engineer eine feste Grösse oder eher eine Fähigkeit, die in anderen Rollen aufgeht?
Was ist Prompt Engineering genau?
Im Kern geht es beim Prompt Engineering darum, die Anfragen an KI-Modelle so zu formulieren, dass die generierten Ergebnisse möglichst genau den Erwartungen entsprechen. Ein guter Prompt liefert nicht nur eine klare Anweisung, sondern oft auch Kontext, Beispiele, Einschränkungen oder Vorgaben zum gewünschten Format des Outputs. Prompt Engineers experimentieren mit verschiedenen Formulierungen und Techniken (wie Zero-Shot, Few-Shot oder Chain-of-Thought Prompting), analysieren die Reaktionen der KI-Modelle und verfeinern die Prompts iterativ, um die Qualität, Relevanz und Kohärenz der Ergebnisse zu maximieren. Sie agieren quasi als Dolmetscher oder Regisseur im Dialog zwischen Mensch und Maschine.
Der "Prompt Engineer" Job in der Schweiz: Realität und Nachfrage
Auch wenn der Hype gross war, zeigt sich im Mai 2025, dass der dedizierte Jobtitel "Prompt Engineer" in der Schweiz noch relativ selten explizit ausgeschrieben wird. Zwar finden sich vereinzelte Stellen, insbesondere bei grossen Technologieunternehmen mit KI-Fokus oder spezialisierten Startups (vor allem im Raum Zürich), doch ein Massenphänomen ist es (noch) nicht.
Viel häufiger sind die Fähigkeiten des Prompt Engineering als integraler Bestandteil anderer, etablierter Rollen gefragt. Die Nachfrage nach diesen Skills wächst jedoch rasant, da immer mehr Schweizer Unternehmen generative KI zur Effizienzsteigerung, Content-Erstellung, Datenanalyse oder Prozessautomatisierung einsetzen. Gefragt sind diese Kompetenzen daher zunehmend bei:
- AI/Machine Learning Engineers: Die Prompting-Techniken nutzen, um Modelle zu steuern oder zu evaluieren.
- Softwareentwicklern: Die KI-APIs integrieren und Prompts für Code-Generierung oder Debugging optimieren.
- Data Scientists/Analysts: Die LLMs für Datenexploration und -interpretation nutzen.
- Content Creators & Marketing-Experten: Die KI für Texterstellung, Bildgenerierung oder Kampagnenideen einsetzen.
- UX/UI Designer & Conversational Designer: Die Prompts für Chatbots und virtuelle Assistenten gestalten.
- IT-Support Spezialisten: Die KI-Tools zur Problemlösung und Wissensfindung nutzen.
Es zeichnet sich ab, dass grundlegendes Prompt Engineering eher zu einer weitverbreiteten digitalen Kompetenz wird, ähnlich der Fähigkeit, eine Suchmaschine effektiv zu nutzen. Hochspezialisierte Prompting-Aufgaben könnten jedoch weiterhin dedizierte Rollen erfordern.
Das Anforderungsprofil: Mehr als nur Fragen stellen
Erfolgreiches Prompt Engineering erfordert eine einzigartige Mischung aus verschiedenen Kompetenzen. Ein tiefes Verständnis der Funktionsweise von KI-Modellen, insbesondere von Large Language Models (LLMs), deren Stärken, Schwächen und potenziellen Biases, ist grundlegend. Exzellente sprachliche Fähigkeiten – Präzision, Klarheit, Nuancierung und oft auch Kreativität in der Formulierung – sind essenziell, idealerweise in den relevanten Landessprachen (Deutsch, Französisch, Italienisch) sowie Englisch.
Hinzu kommen starke analytische Fähigkeiten und eine Problemlösungsorientierung, um zu verstehen, warum ein Prompt nicht das gewünschte Ergebnis liefert, und ihn systematisch zu verbessern. Ein iteratives Mindset und die Bereitschaft zum Experimentieren sind unerlässlich. Je nach Anwendungsbereich ist auch Domänenwissen (z.B. im Marketing, Recht, Medizin oder Softwareentwicklung) von grossem Vorteil. Während nicht immer zwingend, können technische Grundkenntnisse, etwa in Python oder im Umgang mit APIs, sehr hilfreich sein, um Prompts zu automatisieren oder in grössere Systeme zu integrieren.
Wege ins Prompt Engineering: Lernen durch Anwenden
Da es in der Schweiz noch kaum formale Ausbildungswege zum "Prompt Engineer" gibt, ist der beste Weg das "Learning by Doing". Experimentieren Sie intensiv mit frei verfügbaren KI-Tools wie ChatGPT, Gemini, Claude, Copilot oder Bildgeneratoren. Testen Sie verschiedene Prompt-Strukturen und analysieren Sie die Ergebnisse kritisch.
Ergänzend gibt es eine wachsende Zahl an Online-Ressourcen und -Kursen von Plattformen wie Coursera, Udemy oder spezialisierten Anbietern (z.B. bietet das Swiss Cyber Institute Kurse an, auch Hochschulen wie die ZHAW haben vereinzelt Kurse im Angebot). Verfolgen Sie aktiv die Forschung und Entwicklung im Bereich der generativen KI. Praktische Projekte, bei denen Sie KI-Modelle über APIs ansteuern oder eigene kleine Anwendungen bauen, sind ideal, um ein Portfolio aufzubauen und Ihre Fähigkeiten nachzuweisen. Oft ergibt sich auch die Möglichkeit, Prompting-Skills im Rahmen einer bestehenden Tätigkeit zu erwerben und anzuwenden.
Jobsuche: Wo findet man (Prompt Engineering) Stellen in der Schweiz?
Bei der Jobsuche sollten Sie flexibel sein. Suchen Sie auf den gängigen Jobplattformen (LinkedIn, jobs.ch, jobscout24.ch) sowie auf spezialisierten Tech-Jobbörsen (wie itjobs.ch) nicht nur explizit nach "Prompt Engineer". Verwenden Sie breitere Suchbegriffe wie "Generative AI", "LLM Specialist", "AI Engineer", "Machine Learning Engineer", "Conversational AI Designer" oder "AI Content Creator". Lesen Sie die Stellenbeschreibungen genau durch: Oft wird Erfahrung im Umgang mit spezifischen KI-Modellen oder eben "Prompt Engineering" als gewünschte Fähigkeit genannt, auch wenn der Jobtitel anders lautet. Fokussieren Sie sich auf Unternehmen, die bekannt dafür sind, stark in KI zu investieren – dazu gehören grosse internationale Tech-Player mit Schweizer Niederlassungen, innovative Startups im KI-Bereich sowie zunehmend auch Banken, Versicherungen und Pharmaunternehmen.
Gehaltsaussichten: Was verdient man im Prompt Engineering?
Da der dedizierte Beruf noch neu ist, sind verlässliche Gehaltsdaten für die Schweiz schwierig zu finden und stark variabel. In unserem Blogbeitrag vor drei Monaten zu KI-Gehältern hatten wir eine Spanne von ca. 79'000 bis 111'000 CHF pro Jahr für "Prompt Engineers" oder "KI-Trainer" recherchiert. Dies liegt im Bereich anderer spezialisierter IT-Rollen, aber potenziell unterhalb von sehr erfahrenen AI/ML-Ingenieuren. International kursieren teils deutlich höhere Zahlen, diese sind aber oft Einzelfälle bei Top-AI-Firmen in den USA. Generell gilt: Das Gehalt hängt stark von der konkreten Ausgestaltung der Rolle, der erforderlichen Expertise (technisch vs. kreativ), der Unternehmensgrösse, dem Standort (Zürich und Genf zahlen tendenziell mehr) und Ihrer individuellen Erfahrung ab. Positionen, die tiefes technisches ML-Verständnis mit Prompting kombinieren, werden tendenziell höher vergütet.
Zukunftsaussichten: Bleibt der Prompt Engineer – oder die Fähigkeit?
Die Debatte über die Langlebigkeit des spezifischen Jobtitels "Prompt Engineer" ist im Gange. Einige Experten argumentieren, dass grundlegendes Prompting zu einer Kernkompetenz für viele Wissensarbeiter wird. Andere sehen weiterhin Bedarf an Spezialisten, die komplexe Prompt-Strategien entwickeln, Modelle optimieren oder für hochsensible Anwendungen (z.B. im Gesundheitswesen) verantwortlich sind. Unabhängig vom Jobtitel steht jedoch fest: Die Fähigkeit, effektiv mit KI-Systemen zu interagieren, sie zu steuern und ihre Ergebnisse kritisch zu bewerten, wird in Zukunft immer wichtiger. Das Verständnis für Human-AI Interaction ist eine Schlüsselkompetenz für viele Berufe im digitalen Zeitalter.
Fazit: Ein spannendes Feld mit Potenzial
Prompt Engineering ist zweifellos eines der aktuell spannendsten und meistdiskutierten Felder im Umfeld der Künstlichen Intelligenz. Auch wenn sich der dedizierte Arbeitsmarkt in der Schweiz erst formiert und die langfristige Entwicklung des Berufsbildes noch offen ist, sind die dahinterliegenden Fähigkeiten – das Verstehen und gezielte Anleiten von KI – von enorm wachsender Bedeutung. Wer jetzt Neugier, Experimentierfreude und Lernbereitschaft mitbringt und sich diese Kompetenzen aneignet, investiert in eine gefragte Fähigkeit für die Zukunft und positioniert sich gut für spannende Aufgaben an der Schnittstelle von Mensch und Maschine im Schweizer Arbeitsmarkt.